Drip-off-Lack
Drip-off-Lackierung beruht auf den Reflexionsunterschieden zwischen zwei Lackarten mit entgegengesetzt ausgeprägtem Glanzvermögen. Mit diesem zweistufigen Veredelungsverfahren lassen sich effektvolle Matt-Glanz-Kontraste mit deutlicheren Kontrasten als bei Spot-Lackierung erzeugen.
Technischer Hintergrund
Zur Informationsdarstellung wird der Bedruckstoff zunächst mit Offsetdruckfarbe bedruckt. Im letzten Druckwerk der Maschine wird partiell ein spezieller matter Öldrucklack aufgetragen, und zwar an den Stellen, die später matt erscheinen sollen. Anschließend wird im Lackierwerk ein hochglänzender Thermo-Dispersionslack im Nass-in-Nass-Verfahren auf die gesamte Fläche gedruckt.
Die Grenzflächenspannung des wasserhaltigen Dispersionslacks ist gegenüber dem Öldrucklack wesentlich höher, weshalb es nicht zu einer Benetzung, sondern zum Abperlen kommt (Abstoßung von Wasser und Öl). Der matte Effekt des Öldrucklacks wird dadurch verstärkt, die übrigen Partien nehmen den hochglänzenden Dispersionslack an.
Die Trocknung des Dispersionslacks durch Wärmeeintrag in einer Heißluft- oder IR-Trocknungseinheit führt zu einer beschleunigten Trocknung des Öldrucklacks. Mindestvoraussetzung ist eine Druckmaschine mit mindestens fünf Druckwerken und einem zusätzlichen Lackierwerk. Für den Drip-off-Effekt wird der Dispersionslack erwärmt.
Twin-Effekt-Lackierung arbeitet mit normal temperiertem Lack.
Wirkung
Es lassen sich ausgezeichnete Kontraste zwischen den unterschiedlichen Flächen mit bis zu 70 % Glanzdifferenz erreichen. Ungewollter Glanz auf Mattlackflächen, wie er beim UV-Lack entstehen kann, tritt nicht auf.
Die Effektlackierung wird inline mit dem Druckvorgang realisiert, wodurch sich ein guter Passer erzielen lässt und kleine Details wie Schriften, Linien oder Raster mit Glanzkontrasten versehen werden können. Die Erzeugung von silbrigen bis spiegelartigen Effekten im Kontrast zu samtig erscheinenden Druckbereichen ist möglich. Gegenüber partieller Lackierung mit nur einem Lack bietet die Drip-off-Lackierung einen gesamtflächigen Scheuerschutz. Insbesondere in den matten Bereichen werden Kratzer vermieden.
Einsatzmöglichkeiten
Das Verfahren bietet sich an, wenn einzelne Objekte aus einem Umfeld herausstechen sollen. Die hohe Passergenauigkeit zum darunterliegenden Druck gewährleistet hierbei eine hohe Qualität der Darstellung, besonders auf glänzend gestrichenem Papier. Geschäftsberichte, Imagebroschüre und Kataloge für hochpreisige Produkte seien beispielhaft genannt.
Grenzen
Die Grenzen liegen bei der Wahl des Papiers; auf porösem Papier kommt der Drip-off-Effekt wenig zu Geltung. Zu beachten ist, dass der Öldrucklack zum Vergilben neigt und einen leichten Eigengeruch behält, auch nach dem Trocknen.
Eine Stapeltemperatur von 30 °C sollte nicht überschritten werden. Zudem ist eine gute Durchlüftung des Stapels sicherzustellen. Eingeschränkte Maschinenausstattung läßt eine Realisierung nicht zu.
Kosten
Das Verfahren ist preisgünstiger als aufwendige UV-Spotlackierungen und liegt im mittleren Preissektor. Sie bietet Kunden im Akzidenzbetrieb einen kostengünstigen Einstieg in die Inline-Veredelung.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Beckmann, Till; Morlok, Franziska: Extra: Enzyklopädie der experimentellen Druckveredelung; Birkhäuser Verlag, 2009
[2] Hille, Frauke Helene: Veredlungsmöglichkeiten und Spezialeffekte für Bücher und Broschuren; Diplomarbeit, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Fachbereich Medien, Studiengang Verlagsherstellung, 2008
[3] Murvai, Geza; Ober, Juliane: Inline-Veredelung im Bogen- und Endlosdruck. Bundesverband Druck und Medien, 2007
[4] Printperfection