Folientransfer auf Toner
Die Übertragung von Transferschichten einer speziellen Folie auf gedruckte Tonerschichten erzeugt visuelle Effekte, wie sie von Heißfolienprägung oder Kaltfolienveredelung bekannt sind. Zum Einsatz kommt eine aus mehreren Schichten bestehende Folie, von der unter der Wirkung von Temperatur und Druck farbgebende Schichten abgelöst und an den Tonerpartikeln fixiert werden. Auf Grundlage des Digitaldrucks erlaubt dieses Veredelungsverfahrens Individualität.
Technischer Hintergrund
Mittels elektrofotografischem Druckverfahren (Laserdruck) individualisierte Materialien wie Papier oder Karton werden mit metallischen Effekten versehen.
Das Übertragungsprinzip beruht auf den thermoplastischen Eigenschaften von Toner sowie Haft- und Trennschicht der Folie. Bei Temperaturen über 80 °C schmelzen die thermoplastischen Bestandteile. Das Aufschmelzen der Trennschicht führt zur Ablösung der Transferschichten. Reaktivierte Haftschicht und Tonerpartikel agieren als klebende Substanzen, die sich unter der Einwirkung von Druck miteinander verbinden. Nach Abkühlung sind die Transferschichten dauerhaft auf der Bedruckstoffoberfläche fixiert.
Anschließend kann eine Überdruckung im Digitaldruck mit konventionellen bzw. UV-Digitaldrucktonern durchgeführt werden. In Kombination mit der silberfarbigen Folie lässt sich eine große Vielzahl an Metallfarben und Halbtoneffekten erzeugen. Anschließen kann der Bedruckstoff bei Bedarf noch mit einer Lackierung versehen werden.
Als Folie kommt eine modifizierte Prägefolie zur Anwendung. Prinzipieller Schichtaufbau und Herstellung gleichen den Folien für Kaltfolientransfer bzw. Heißfolienprägen. Die Haftschicht ist auf den Toner abgestimmt. Es können außer den verfahrensspezifischen Folien auch bestimmte Prägefolien für z. B. Kunststoffe oder Kunststoffbeschichtungen eingesetzt werden.
Da die Farbigkeit des Toners keinen Einfluss auf das Übertragungsverhalten und die optische Wirkung hat, können die üblichen, kostengünstigeren Schwarztoner verwendet werden. Die übertragene Metallschicht ist opak und deckt die Druckfarbe vollständig ab.
Das Verfahren ist im digitalen Bogen- sowie Rollendruck gleichermaßen einsetzbar. Technische Lösungen für die Realisierung des Verfahrens gibt es verschiedene, vom einfachen Tischgerät bis zur industriellen Digitaldruckanlage. In diesem Zusammenhang wurden synonym für Folientransfer auf Toner Begriffe wie Digital Metal ®, Sleeking oder Over Toner Foiling geprägt.
Wirkung
Die optische Wirkung des Folientransfers auf Toner ähnelt dem des Kaltfolientransfers bzw. einer Heißfolienprägung. Schillernde und spiegelnde Flächen, wie zum Beispiel von Metall, Wasser oder Glas, können realitätsnah umgesetzt werden. Ausgehend von nur einer Standardsilberfolie kann durch das Überdrucken fast jeder beliebige Farbton erzeugt werden. Durch die Verwendung spezieller Folien ist es auch möglich, holografische Effekte zuübertragen.
Durch die Realisierung der Veredelung im Digitaldruck ist eine Individualisierung, Personalisierung oder Nummerierung des Druckproduktes problemlos möglich. Eine haptische Wirkung bleibt jedoch aus, da keine Verformung oder fühlbare Oberflächenveränderung stattfindet.
Einsatzmöglichkeiten
Der Folientransfer kann bei der Veredelung von Einzelanfertigungen und Kleinstauflagen zum Einsatz kommen, so zum Beispiel im individualisierten Etikettendruck, beim Binding on Demand oder im Akzidenzdruck. Auch für individuelle, personifizierte Grußkarten oder Fotobücher stellt das Verfahren eine interessante Veredelungsvariante dar.
Effektfolien oder Folienkombinationen können darüber hinaus im Bereich des Sicherheitsdrucks zum Beispiel auf Eintrittskarten oder Verpackungen zum Schutz vor Produktfälschung Anwendung finden. Außerdem lassen sich kostengünstig Musterexemplare zur Abschätzung der Wirkung einer Heißfolienprägung herstellen, bevor ein teurer Prägestempel angefertigt wird.
Grenzen
Beim Folientransferdruck sind Papiere mit einer flächenbezogenen Masse von 80…350 g/m² bzw. einer Dicke von 0,1…0,5 mm einsetzbar. Ideal sind gestrichene Papiere mit glatter Oberfläche, die zunächst eine hohe Druckqualität als Voraussetzung für optimalen Folientransfer gewährleisten. Strukturierte Papier- oder Kartonoberflächen bzw. Unebenheiten der Oberfläche können auch bei hohen Punktdichten nicht vollständig mit Toner ausgefüllt werden, zudem sind die Trenn- und Haftschichtdicken der Folie zu gering, um Unebenheiten vollständig auszugleichen, was eine unvollständige, mit Fehlstellen behaftete Übertragung des Motivs zur Folge hat.
Mit zunehmendem Flächendeckungsgrad und damit zunehmender Tonerschichtdicke steigt die Qualität der Transferbeschichtung, die Übertragung erfolgt vollständig und gleichmäßig. Bei geringer Tonerschichtdicke kommt es zu unvollständiger Übertragung des Motivs.
Bezüglich der Beständigkeit muss bedacht werden, dass die Folien empfindlich gegenüber mechanischer Beanspruchung sind. Daher ist ein zusätzlicher Oberflächenschutz durch Dispersions- oder UV-Lackierung oder Folienkaschierung zu empfehlen.
Kosten
Im Vergleich zu Heißfolienprägung und Kaltfolientransfer entfällt die Erstellung teurer Prägewerkzeuge bzw. Druckformen. Die Stückkosten sind auflagenunabhängig, womit das Verfahren auch für kleine Veredelungsaufträge rentabel und eine kostengünstige Veredelung ab Stückzahl eins möglich ist.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] LEONHARD KURZ Stiftung & Co.KG: Metalleffekte im Digitaldruck; Pressemitteilung, Fürth 2012
[2] LEONHARD KURZ Stiftung & Co.KG: Metallic trifft Digitales; Bindereport 6/2012, Hannover, Seite 24
[3] Nadler, Peter: Drucksachen mit dem gewissen Etwas; Publisher 3/2012, Winterthur, Seite 47