Folienkaschieren
Folienkaschieren ist das flächige Verkleben eines Materials wie Papier oder Karton mit einer Folie, um die mechanischen und optischen Eigenschaften des Materials zu beeinflussen. Die Festigkeit wird erhöht, Schutz u. a. gegenüber mechanischen Einflüssen, Schmutz und Feuchtigkeit gewährleistet und die Gebrauchsbeständigkeit erhöht. Durch Sonderfolien sind aber auch weitere Effekte möglich (Silberglanz, holografische Wirkung, irisierende Effekte oder haptische Überraschungen aufgrund von geprägten Folien).
Der veraltete, aber teilweise noch immer genutzte Begriff Cellophanieren leitet sich ab vom Markennamen "Cellophan", einer stark glänzenden Cellulosehydratfolie (Zellglas), die heute jedoch nicht mehr angewendet wird.
Technischer Hintergrund
Die Kaschierfolie hat eine Dicke zwischen 12...30 μm. Als Material häufigsten Polypropylen, auch Polyester und Acetat sowie für Digitaldrucke Polyamid in Betracht. Die Verarbeitung erfolgt grundsätzlich von Rolle.
Bei den Kaschierverfahren unterscheidet man Nass- und Thermokaschieren. Bei der Nasskaschierung wird ein viskoser Dispersionsklebstoff auf Polyurethanbasis in Schichten von 7...25 µm auf die Folie aufgetragen und zunächst in einer Trocknungseinrichtung angetrocknet. Der Klebstoff ist häufig zweikomponentig. Der Bedruckstoff wird zugeführt und in einem Walzenspalt unter Druck mit der Folie vereint. Anschließend kommt es zur Aushärtung des Klebstoffs.
Für die Thermokaschierung ist die Folie mit einem thermoaktiven Klebstoff vorbeschichtet. Dieser wird durch Wärme aufgeschmolzen und verbindet unter Einwirkung von Druck die beiden Materialien.
Druckbogen werden der Kaschiermaschine in einer endlosen Bahn mit Überlappung zugeführt und nach der Kaschierung durch eine Trennvorrichtung wieder vereinzelt.
Aus technischen Gründen wird an allen Bogenkanten ein unbedruckter Rand von 10 mm benötigt, da die Kaschierfolie etwas schmaler ist als der Druckbogen, der in der Breite nicht komplett auskaschiert werden kann. Da die Bogen geschuppt in die Maschine laufen, entsteht auch an der vorderen bzw. hinteren Bogenkante ein unkaschierter Rand.
An den Rändern kann der Bogen in gleichmäßiger Breite von der Kaschierung ausgespart werden. Es ist aber nicht möglich, einzelne Details auf dem Bogen auszusparen.
Wirkung
Aufgrund unterschiedlicher Oberflächeneffekte, die von der eingesetzten Folie abhängen (z. B. Glanzfolie, Mattfolie, Strukturfolie, Soft-Touch-Folie), zielt die Kaschierung einerseits auf eine höhere Werbewirksamkeit des Produktes oder der Verpackung. Es wird durch die Folienkaschierung jedoch auch ein Schutz des Druckbildes erreicht, u. a. gegenüber Abrieb, Scheuer- und Kratzspuren oder Verschmutzung und Feuchtigkeit. Vor allem der Oberflächenschutz sorgt dafür, dass die Schönheit des Druckbildes (beispielsweise auf einem Taschenbuchumschlag) auch nach längerer Nutzung erhalten bleibt und nicht an Brillanz verliert.
Daneben wird die mechanische Stabilität des Materials erhöht, was sich in höherer Einreiß- und Falzfestigkeit sowie Durchstoßfestigkeit äußert.
Ein Aufplatzen bedruckter Oberflächen an Falzlinien kann verhindert werden. Durch die Kaschierfolie können sich die Farben des Druckbildes in ihrer Wirkung auf das Auge des Betrachters verändern. Das ist im wesentlichen abhängig von der jeweiligen Kaschierfolie.
Einsatzmöglichkeiten
Zur Anwendung kommt das Folienkaschieren in der Buchbranche bei Broschuren- und Schutzumschlägen, Bezugspapieren für Buchdecken oder Mappen. Darüber hinaus werden auch Postkarten mit Glanzfolie kaschiert. Im Verpackungsbereich kommt diese Technik beispielsweise für Faltschachtelkartons zum Einsatz.
Grenzen
Für eine Folienkaschierung sind gestrichene Papiere mit flächenbezogenen Massen zwischen 80...600 g/m² am besten geeignet, optimal sind gussgestrichene. Bei ungestrichenen Papieren zeichnet sich die Oberflächenstruktur auf der Folie ab. Dies kann interessant aussehen, wirkt aber meist unschön, weshalb Testkaschierungen empfehlenswert sind. Leichgewichtige Papiere weisen nach dem Kaschieren oft eine Rollneigung auf.
Bei großer Oberflächenrauhigkeit des Papiers kann es zu einer Vergrauung des Druckbildes kommen, da der Kaschierklebstoff nicht alle Vertiefungen der Oberfläche ausfüllen kann. Verbleibende winzige Luftblasen verhindern eine optimale Lichtreflexion und lassen das Druckbild grauer wirken.
Bei ölhaltigen Druckfarben kann Polypropylenfolie Ölbestandteile aufnehmen und sich ausdehnen, was zu Runzeln führt. Besonders groß ist diese Gefahr bei einem nicht gut durchgetrockneten Druckbild oder großen Volltonflächen.
Im wasserlosen Offset kann es zu Haftungsproblemen durch eventuell in der Druckfarbe enthaltene Silikonöle kommen, ebenso im elektrofotografischen Digitaldruck, wo zum Teil silikonhaltige Fixieröle verwendet werden.
Druckfarben, die nicht lösemittel- oder alkaliecht sind, können sich vor allem bei Verwendung von Dispersionsklebstoffen verändern.
Digitaldrucke werden im Thermokaschieren veredelt. Es empfiehlt sich eine auf das Druckverfahren abgestimmte Kaschierfolie, vorzugsweise Polyamidfolie.
Nachfolgendes Heißfolienprägen, Lackieren oder Bedrucken der Folie im Kaschierverbund erfordert eine Abstimmung der Prägefolie bzw. Verdruckstoffe auf die Folie, um Folien- und Farbhaftung dauerhaft sicherzustellen.
Kosten
Die Kosten bleiben überschaubar. Sie sind nicht motivabhängig, aber auflagen- und formatabhängig. Das das Kaschieren nicht inline ausgeführt werden kann, ist sie teurer als eine Lackierung, die oftmals vorgezogen wird. Thermokaschieren ist aufgrund des Folienpreises teurer als Nasskaschieren, lohnt sich aber bei kleinen Auflagen.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Hille, Frauke Helene: Veredlungsmöglichkeiten und Spezialeffekte für Bücher und Broschuren; Diplomarbeit, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Fachbereich Medien, Studiengang Verlagsherstellung, 2008
[2] Beckmann, Till; Morlok, Franziska: Extra: Enzyklopädie der experimentellen Druckveredelung; Birkhäuser Verlag, 2009
[3] Webseite Achilles