Sonderfolienkaschieren
z. B. Metallicfolien, Hologrammfolien, Diffraktionsfolien, Strukturfolien, Soft-Touch-Folien
Neben den Glanz- und Mattfolien lassen sich mittels Sonderfolien auch ganz spezielle visuelle und haptische Effekte erzielen oder explizit Einfluss auf mechanische Oberflächeneigenschaften nehmen. Als Sonderfolien für das Kaschieren gelten u. a. Metallic- und Diffraktionsfolien, Strukturfolien und Soft-Touch-Folien. Sie erhöhen die Attraktivität des Druckproduktes enorm.
Technischer Hintergrund
Die Verarbeitung der Sonderfolien erfolgt prinzipiell wie bei der Folienkaschierung allgemein. Die Besonderheiten des Veredelungsverfahrens liegen in den speziellen Eigenschaften der Kaschierfolien und ihrer jeweiligen Herstellung.
Metallicfolie erhält hat eine im Hochvakuum aufgedampfte Aluminiumschicht, die einen Silberton oder durch zusätzliche Lackierung Gold- oder Metallicfarbtöne bietet.
Diffraktions- und Hologrammfolien können ebenfalls metallisiert, aber auch transparent sein. Die typischen regenbogenfarbigen Effekte entstehen durch eine rückseitig aufgebrachte Lackschicht, in die Strukturen eingeprägt sind. An den Strukturen kommt es zur Beugung des einfallenden Lichts, das so in seine spektralen Bestandteile zerlegt wird. Verschiedene Diffraktionsmuster sind erhältlich.
Strukturfolie kann als vorgeprägte Folie auf den Bedruckstoff aufgebracht werden. Typisches Beispiel ist die sogenannte Forchheimfolie, die eine Gewebestruktur aufweist. Gleiche Effekte werden aber auch erreicht, wenn der Verbund einer Matt- oder Glanzkaschierung mit einer Strukturwalze geprägt wird. Dafür wird in oder nach der Kaschiermaschine eine Prägewalze eingesetzt. Das empfiehlt sich vor allem bei hohen Auflagen, da es dann kostengünstiger als das erste Verfahren ist.
Wirkung
Metallicfolien, z. T. auch Hologramm- und Diffraktionsfolien sind metallbedampft und somit opak; ein Bedrucken erfolgt erst nach dem Kaschieren im Offset- oder Siebdruck auf die Folienoberfläche. Das Überdrucken erzielt realistischen Metallglanz der abgebildeten Motive, die in der Realität aus Metall bestehen (z. B. Autos, Uhren, Schmuck). Im Siebdruckverfahren kann diese Wirkung allerdings schwächer sein. Wird vorher Deckweiß aufgetragen, geht der Metalleffekt verloren. Verwendet werden UV-Farben, die ohne Wegschlagen durch UV-Strahlung aushärten.
Strukturfolien weisen verschiedene Strukturen auf, z. B. Ledernarbung, Feingewebe‑, Leinen- oder Sandstruktur. Sie können zwar nicht bedruckt werden, jedoch können partielle Lackierungen das darunterliegende Druckbild effektvoll betonen und ganz eigenständig wirken lassen. Strukturfolien bieten gegenüber anderen Kaschierfolien einen höheren Schutz vor Abnutzung, Kratzspuren und erhöhte Resistenz gegen Chemikalien, Schmutz und Feuchtigkeit. Die mehr als zweifache Foliendicke (gegenüber normalen PP-Folien) macht das Produkt strapazierfähig.
Soft-Touch-Folien (auch Samttouch, Silkfeel), optisch einer Mattkaschierung ähnelnd, vermitteln einen weichen, samtigen Griff, der als warm und angenehm empfunden wird. Dieser Effekt entsteht durch eine spezielle Lackierung, die die Folienoberseite mikrostrukturiert (vergleiche Soft-Touch-Lack).
Einsatzmöglichkeiten
Prinzipiell gelten die gleichen Einsatzgebiete wie beim Folienkaschieren allgemein.
Strukturfolien sind insbesondere sinnvoll für Produkte, die einem regelmäßigen und beanspruchenden Gebrauch unterliegen, z. B. Einbände für Schulbücher, Nachschlagewerke, Landkarten, Ringordner oder Speisekarten, auch Mousepads.
Grenzen
Für die Sonderfolienkaschierung sind nicht alle Papiere, die für die Glanz- oder Mattkaschierung zum Einsatz kommen, verwendbar; hier sind Absprache mit dem Veredelungsdienstleister sinnvoll. Bei Verarbeitung der Strukturfolien werden Papiere von mindestens 80…450 g/m² empfohlen, um eine Rollneigung zu vermeiden.
Alle Sonderfolien außer Strukturfolien sind sehr empfindlich gegenüber Kratz- und Scheuerbelastung. Die weitere Verarbeitung erfordert besondere Sorgfalt. Mitunter kann eine Schutzlackierung helfen, die jedoch die optischen und haptischen Wirkungen beeinträchtigt.
Transparente Sonderfolien beeinflussen den Farb- und Glanzcharakter des Druckbildes stark. Beispielsweise wird ein metallischer Glanz durch die stark lichtstreuende Soft-Touch-Folie vollständig beseitigt. Wird nach der Kaschierung noch auf Metallic- und Diffraktionsfolie gedruckt, kommt es ebenfalls zu einer Farbverfälschung; beispielsweise wirkt ein Rot dunkler. Diese Farbveränderungen müssen bei der Bildreproduktion in der Vorstufe beachtet und eingeplant werden.
Nachfolgendes Heißfolienprägen, Lackieren oder Bedrucken erfordert eine Abstimmung der Prägefolie bzw. Verdruckstoffe auf die Kaschierfolie, um eine Prägefolien- und Farbhaftung dauerhaft sicherzustellen.
Kosten
Prinzipiell gelten die gleichen Aussagen wie beim Folienkaschieren allgemein. Berücksichtig werden muss jedoch, dass die Folien in ihrer Herstellung aufwändiger und deshalb teurer sind, insbesondere Diffraktions- und Hologrammfolie.
Quellen und weiterführende Literatur
siehe Folienkaschieren