Soft-Touch-Lack
auch Samt-Touch, Silk-Feel
Soft-Touch-Lack erzielt eine besondere Haptik und vermittelt je nach Lack einen samtigen, gummiartigen oder weichen Griff. Bei partieller Lackierung kommt zudem die matte Wirkung im Kontrast zum Untergrund zur Geltung.
Technischer Hintergrund
Die unterschiedliche haptische Wahrnehmung von Soft-Touch-Lacken wird durch die Lackzusammensetzung oder spezielle Trocknungsverfahren bewirkt. An der mikrostrukturierten Oberfläche wird das Licht komplett gestreut, was den ausgesprochen matten Effekt hervorruft. Dadurch wirken die darunterliegenden Farben gedämpft, so wird aus einem ursprünglichen Schwarz ein mattes Grau. In der Regel ist der Lack transparent, durch Zusatz von Pigmenten lässt sich auch farbiger Soft-Touch-Lack herstellen.
Soft-Touch-Lack lässt sich mit verschiedenen Verfahren wie Offsetdruck, Flexodruck und Siebdruck auftragen. Siebdruck erzielt die größten Schichtdicken, was insbesondere bei partieller Lackierung die optische Wahrnehmung unterstützt.
Wirkung
Im Vordergrund steht die angenehme haptische Wirkung beim Griff nach dem veredelten Produkt, zumal der Effekt meist unvermutet ist. Soft-Touch-Oberflächen werden als warm und angenehm empfunden, möglicherweise aufgrund einer gewissen Hautähnlichkeit.
Gegenüber dem Einsatz einer Soft-Touch-Sonderfolie können Druckbilder partiell veredelt werden. Details, Schriften und Raster können gedruckt werden. Über das sichtbare und gefühlte Erlebnis wird ein reeller Bezug zum abgebildeten Motiv vermittelt, beispielsweise zu einer Pfirsichhaut, einem Rosenblatt oder auch einem Werkzeuggriff. Auch Abbildungen von Fahrzeuginnenräumen werden realistisch wiedergegeben.Sehr dicke Schichten erlauben gummiartige Darstellungen von Reifen, Gummi- oder Laufbändern.
Soft-Touch-Lacke haben als Antirutschlack auch funktionelle Aufgaben.
Einsatzmöglichkeiten
Ausgenutzt wird der Aha-Effekt, wenn das Druckprodukt in die Hand genommen wird und sich der haptische Effekt offenbart. Anwendung ist sinnvoll für Broschurenumschläge auf Taschenbüchern, Magazinen oder Werbebroschüren, bei Einladungskarten und Produktpräsentationen, auf denen das dargestellte Objekt realitätsnah hervorgehoben wird.
Grenzen
Soft-Touch-Lacke lassen sich am besten auf gestrichenen und glatten Papieren verarbeiten, auch auf nichtsaugfähigen Oberflächen wie Folien und Schichtverbunden (Kaschierungen). Das matte Erscheinungsbild kommt am besten auf leicht glänzenden Bedruckstoffen zur Wirkung. Ein beidseitiger Druck ist möglich. Prinzipiell sind Testdrucke im Vorfeld angeraten. Die flächenbezogene Masse sollte 130 g/m² nicht unterschreiten.
Die Oberfläche ist sehr kratzempfindlich. Das muss nicht erst beim Umgang mit dem veredelten Produkt beachtet werden, sondern auch bereits in der Weiterverarbeitung. Zusätzlich ist die rutschhemmende Wirkung des Soft-Touch-Lacks bei Maschinendurchläufen und Stapelbildung zu berücksichtigen.
Ein randabfallender und beidseitiger Druck ist möglich.
Soll eine Fläche vollflächig veredelt werden, wird eine Kaschieren mit Soft-Touch-Sonderfolie empfohlen.
Kosten
Die Kosten für dieses Verfahren sind im unteren Preissektor angesiedelt und von Lackmenge und Motiv abhängig.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Beckmann, Till; Morlok, Franziska: Extra: Enzyklopädie der experimentellen Druckveredelung; Birkhäuser Verlag, 2009
[2] Hille, Frauke Helene: Veredlungsmöglichkeiten und Spezialeffekte für Bücher und Broschuren; Diplomarbeit, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Fachbereich Medien, Studiengang Verlagsherstellung, 2008
[3] Murvai, Geza; Ober, Juliane: Inline-Veredelung im Bogen- und Endlosdruck. Bundesverband Druck und Medien, 2007