Reliefprägen
auch Hohlprägen
Reliefprägen ist das Umformung des Bedruckstoffs durch Verlagerung des Fasergefüges bei gleichzeitiger Verdichtung und Dehnung. Es entsteht eine dreidimensionale Verformung, die erhaben über der ursprünglichen Ebene des Bedruckstoffs liegt (seltener vertieft).
Das Reliefprägen dient der dreidimensionalen Hervorhebung von Linien, Schriften und Ornamenten, kann aber auch als der vollflächigen Materialstrukturierung dienen. Das Verfahren wird häufig als Blindprägung ausgeführt, ist aber auch als Heißfolienprägen möglich. Das Reliefprägen war bis zum 19. Jahrhundert ein vielfach angewendetes Verzierungsverfahren für Buchdecken, heute wird es häufiger im Verpackungsbereich eingesetzt oder für Taschenbücher.
Technischer Hintergrund
Bei der Reliefprägung wird das Material zwischen einer Matrize und einer Patrize unter Anwendung von Druck plastisch verformt. Dabei kommt es zu einer Verdichtung und Dehnung des Fasergefüges, insbesondere an den Kanten des Motivs. Selten wird mit erwärmtem Werkzeug geprägt. Die Patrize muss während des Prägevorgang genau in die Matrize einfassen können, weshalb beide Teile in Abhängigkeit von der Materialdicke aufeinander abzustimmen sind.
Um ein qualitätsgerechtes Prägeergebnis zu erzielen, müssen Matrize und Patrize aus unterschiedlich harten Materialien bestehen. Für die Matrize wird z. B. Messing oder Stahl verwendet, für die Patrize weiche Materialien wie Folien, Karton oder Patrizenpasten. Bei Prägungen von Papier bis zu einer flächenbezogenen Masse von 200 g/m² reicht ein elastischer Gegenaufzug.
Die erhabene Patrize wird entweder von der Matrize abgeformt. Moderne Werkzeugfertigung mittels Lasergravur erlaubt auch die unabhängige Herstellung beider Teile voneinander. Beide Werkzeuge können als flache Werkzeuge ausgebildet sein oder als Prägewalzen; das rotative Reliefprägen wird Gaufrieren genannt. Bei der Faltschachtelproduktion ist die Prägeform oft in das Stanzwerkzeug integriert.
Wirkung
Die dreidimensionalen Abbildungen sind in der Regel als erhabene Motive geprägt, können aber auch vertieft liegen. Bei der einstufigen Reliefprägung liegen alle Elemente auf einer Ebene. Die mehrstufige Reliefprägung werden Bildelemente auf unterschiedliche Höhe ausgelegt, so dass ein gebirgiges Relief entsteht. Generell gilt, dass die Verformung auf beiden Seiten des Materials sichtbar und fühlbar ist. Das ist bei der grafischen Rückseitengestaltung zu beachten.
Mit Reliefprägungen lassen sich beispielsweise auch spotlackierte Motivelemente haptisch hervorhebe. Reliefprägungen erreichen sehr viel Aufmerksamkeit. Die haptische Wirkung ermöglicht einen ganz besonderen Eindruck des Motivs.
Einsatzmöglichkeiten
Reliefprägungen, häufig in Kombination mit Lackierungen, sind typisch im Taschenbuchbereich, bei hochwertigen Magazinen, bei Glückwunschkarten, Visitenkarten und bei Faltschachteln und Etiketten und anderen Produkten. Auch die Veredelung von Materialien wie Leder oder Gewebe ist auf diese Weise möglich.
Grenzen
Reliefprägen erfordert dehnfähige Materialien, um ein Aufreißen der Oberfläche zu verhindern. Je steiler die Flanken und je tiefer das Relief geprägt werden soll, desto größer ist die erforderliche Dehnbarkeit. Die Ausformung des Reliefs ist deshalb bei dicken und wenig dehnfähigen Materialien schwer realisierbar, es besteht die Gefahr einer Oberflächenzerstörung.
Das Verarbeiten von gestrichenen und ungestrichenen sowie von lackierten und folienkaschierten Materialien ist mit diesem Veredelungsverfahren möglich. Bei Folienkaschierungen ist mit einer geringeren Ausformung der Prägehöhe zu rechnen.
Für Buchdecken ist Reliefprägen eher selten aufgrund der Dicke des Materialverbundes. Werden dünne und dehnfähige Deckelpappen eingesetzt, sollte der entstehende Hohlraum auf der Deckelinnenseite gegenkaschiert werden, um Beschädigungen des Vorsatzes zu vermeiden.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Arbeitskreis Prägefoliendruck; Böcher, Hans-Georg (Hrsg.): Prägefoliendruck, Verfahren, Technik und Gestaltung, Heidelberg: Hüthing GmbH & Co. KG, 2005
[2] Beckmann, Till; Morlok, Franziska: Extra: Enzyklopädie der experimentellen Druckveredelung; Birkhäuser Verlag, 2009
[3] Liebau, Dieter; Heinze, Inés: Industrielle Buchbinderei. 3. Auflage. Itzehoe: Verlag Beruf + Schule, 2010
[4] Webseite Arbeitskreis Prägefoliendruck
[5] Webseite Achilles
[6] Webseite KAMA
[7] Webseite Druckveredelung Koch & Gläser