Strukturlack
auch Struktureffektlack
Strukturlack ist ein UV-Lack, der bei der Aushärtung bestimmte Oberflächenstrukturen ausbildet, die naturnah Sandflächen, Holz, Beton oder andere Materialien nachbilden. Die partiell oder vollständig aufgetragene Lackschicht ist sowohl sichtbar als auch fühlbar.
Technischer Hintergrund
Strukturlacke sind spezielle UV-Lacke, die im Siebdruck in hohen Schichten aufgetragen werden. Die individuellen Struktureffekte entstehen durch Verwendung verschiedener Partikel in unterschiedlicher Größe, die dem Lack beigemischt werden. Der Lack wird als Transparentlack auf ein untergedrucktes Druckbild aufgetragen, er kann aber auch mit Pigmenten eingefärbt sein. Für den Lackauftrag wird das Siebdruckverfahren genutzt.
Gegenüber dem Kaschieren mit Strukturfolien mit ähnlichen Effekten besteht der Vorteil, partiell veredeln zu können, aber auch vollflächiger Auftrag ist möglich.
Wirkung
In der Natur auftretende Oberflächenstrukturen von Holz oder Pflanzen oder Materialstrukturen wie Beton lassen sich sehr realitätsnah imitieren. In Kombination mit dem passenden Druckbild kann beispielsweise die haptische Illusion der Oberfläche einer Holzbank oder von textilen Materialien entstehen. Eine Vielzahl von Standardstrukturen wird angeboten, Lackhersteller erarbeiten auch individuelle Anmischungen.
Die einzelnen Partikel bewirken eine matte Erscheinung. Sie absorbieren Licht und lassen die darunter liegenden Farben dumpfer aussehen. Das Druckbild ist sehr kratz- und scheuerfest, bei Vollflächendruck auch feuchtigkeitsbeständig.
Ein spezielles Beispiel ist die Sandstruktur. Der Strukturlack enthält echte Quarzkörnchen und bildet beim Aushärten eine harte körnige Oberfläche unterschiedlicher Rauigkeit aus zur haptischen Darstellung von verputzten Wänden oder Straßenbelag, Wüste oder Strand.
Einsatzmöglichkeiten
Ausgenutzt wird der Aha-Effekt, wenn das Druckprodukt in die Hand genommen wird und sich der haptische Effekt offenbart, zum Beispiel beim Öffnen eines Mailings, dem Griff nach einem Taschenbuch oder einer Postkarte. Auch Einladungskarten und Anzeigen in Katalogen, Präsentationsprodukte oder Verpackungen können mit den passenden haptischen Strukturen aufgewertet werden. Neben dem Überdrucken von bestimmten Objekten wird Strukturlack auch genutzt, um große Schrift hervorzuheben.
Grenzen
Strukturlacke lassen sich am besten auf gestrichenen und glatten Papieren verarbeiten, auch auf nichtsaugfähigen Oberflächen wie Folien und Schichtverbunden (Kaschierungen). Die erzielte Wirkung ist stark vom Bedruckstoff abhängig. Ein beidseitiger Druck ist möglich. Prinzipiell sind Testdrucke im Vorfeld angeraten. Die flächenbezogene Masse sollte 130 g/m² nicht unterschreiten.
Feine Linien, filigrane Details und scharfkantige Motivbegrenzungen können nicht oder nur schwer dargestellt werden. Die Struktur kommt erst bei großflächigen Druckbildbestandteilen zur Geltung.
Vorsicht ist bei der Weiterverarbeitung geboten. Im Stapel besteht die Gefahr, dass sich die Struktur auf benachbarte Bogen abdrückt. Die Stapelhöhe auf Palette und die nachfolgende Verarbeitung sind darauf anzupassen, beispielsweise sollte beim Schneiden ein geringer Pressdruck eingestellt werden. Das trifft insbesondere zu, wenn der Lackauftrag nicht gleichmäßig über dem Bogen verteilt ist. Randabfallende Drucke sollten vermieden werden, da es sonst zu Absplitterungen beim Beschnitt kommen kann. Rill- und Falzlinien dürfen nicht über den Lack reichen. Nachfolgendes Überdrucken, Heißfolienprägen oder Verkleben ist nicht möglich.
Kosten
Die Kosten für dieses Verfahren sind im unteren Preissektor angesiedelt und von Lackmenge und Motiv abhängig.
Quellen und weiterführende Literatur
[1] Beckmann, Till; Morlok, Franziska: Extra: Enzyklopädie der experimentellen Druckveredelung; Birkhäuser Verlag, 2009
[2] Hille, Frauke Helene: Veredlungsmöglichkeiten und Spezialeffekte für Bücher und Broschuren; Diplomarbeit, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH), Fachbereich Medien, Studiengang Verlagsherstellung, 2008
[3] Murvai, Geza; Ober, Juliane: Inline-Veredelung im Bogen- und Endlosdruck. Bundesverband Druck und Medien, 2007
[4] Webseite Achilles
[5] Printperfection